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MVP Business Visualisator

    In vielen meiner Gründungsberatungen stellt sich immer wieder die Frage nach der richtigen Unternehmensform. Eine GmbH, UG, freiberufliche Tätigkeit, ein Gewerbe oder doch eine übergelagerte Holding oder Stiftung?
    Ich fand bisher kein geeignetes Werkzeug um diese Szenarien gegenüberstellen zu können und verschiedene Aspekte zu analysieren oder optimieren zu können. Im wesentlichen geht es um:

    • Gründungskosten
    • laufende Kosten
    • rechtliche Eigenständigkeit
    • steuerliche Vor / Nachteile
    • Visualisierung von Eigentumsrechten (Shareholder Betrachtung)
    • Visualisierung des Gelflusses in Unternehmensstrukturen
    • örtliche Ansässigkeit und wo wird der niedrigste Gewerbesteuersatz aufgerufen.

    Das Projekt

    Während der Corona Lockdown Zeit hatte ich keinen Auftrag und etwas Zeit und Lust dieses Projekt anzugehen. Folgende Ziele beabsichtige ich zu erreichen:

    • Umsetzung als Web Prototyp (Pitch Website) Ich war hier etwas eingerostet und wollte meine Skills etwas auffrischen
    • Geeignete Datensturkur finden um Unternehmen und deren Verbindungen zu modellieren
    • Geeignete grafische Darstellung finden
    • Testkunden (Erbengemeinschaft mit Immobilien und GmbH & Co KG und ein Coach Business) sollten abbildbar sein
    • Möglichst wenig selbst machen – gängige Frameworks nutzen
    • Wo liegt die Komplexität? In der versändlichen Darstellung? Im Steuer oder Unternehmensrecht?
    • Agile Prinzipien verwenden. (Möglichst schnell möglichst viel Wert schaffen)

    Brainstorming und Backlog füllen

    Zuerst mussten die bestehenden Ideen strukturiert werden. Man kann nicht gleich alles auf einmal umsetzen. Auch studierte ich Kontent von Steuerberatern welche versuchten einzelne Szenarien darzustellen. Neben der fachlichen Logik galt es hier auch geeignete Darstellungsformen zu evaluieren.
    Nach und nach füllte sich der Backlog. Diesen versuchte ich weiter und weiter zu reduzieren bis sich ein Backlog für das Minimum Viable Product (MVP) ergab. All die Dinge welche umgesetzt werden mussten damit man überhaupt jemand das Tool initial verwenden lassen können würde.
    Neben den fachlichen Stories kamen jedoch noch weitere technische hinzu. Ein Framework musste ausgesucht werden. Die Entwicklungsumgebung aufgesetzt werden und das erste „Hello World“ den Bildschirm füllen.

    Die Umsetzung

    Für die Umsetzung wurde das aktuelle Laravel Framework in Kombination mit Bootstrap gewählt. Gründe für die Wahl lagen hauptsächlich darin, dass ich damit fürher schon mal ein Projekt umgesetzt hatte, es gute Tutorials gibt und somit schnell begonnen werden konnte. Sicherlich hätte es einige aktuellere Webtechnologien gegeben. Da ich aber auch zukünftig nicht mehr Webentwicklung machen werde als einfache Prototypen gab es für mich keinen Mehrwert sich dort einzuarbeiten.

    Erste Sinnvolle MVP Pakete wurden relativ zügig umgesetzt. Zu allerest mussten Personen und Unternehmen angelegt werden können. Die Rohdaten in schlichten Tabellen dargestellt. Nich cique aber funktional.
    Relativ schnell entstehen einzelne Beziehungen. Wer ist Shareholder? Wer CEO?
    Welche Steuerklasse hat eigentlich der Shareholder und in wieiel Gewerbesteuer zahlt man eigentlich in dem Ort?
    Für die Einkommenssteuer konnte ich einen Rechner per Api anbinden. Schließlich will ich keine Steuersoftware schreiben.

    Der Unternehmerische Teil wurde anspruchsvoller. Deutsches und vor allem internationales Unternehmensrecht ist kein Pappenstil.
    Zum Glück hatte ich die unterschiedlichen Unternehmensformen in UML modelliert. Eine UG ist fast das selbe wie eine GmbH. Bei der KG heißt der Shareholder Kommandist und Personengesellschaften haben wieder diese unangenehme verkettung mit der Person und deren sonstigen Machenschaften.

    Mehrwert Mehrwert und noch mehr Mehrwert

    Langsam wurde es komplex. Immer öfter musste ich bewusst darauf verzichten eigentlich nötige Zusammenhänge zu implementieren. Wo ist der Mehrwert für den Kunden? Wo grenzt sich meine Visualisierung von einem Steuertool ab? Welche Steuerlichen Faktoren sind relevant auf welche kann ich verzichten. Einige schöne Features wurden gnadenlos rausgeschmissen. Doch einige andere haben es dadurch erst rein geschafft. Die einfachen abgeschlossenen Fragestellungen lieferten oft mehr Mehrwert.

    Eines dieser Features war der Gewerbesteueroptimierer. Er beantwortet nur eine einzige Frage:

    Wohin lege ich meinen Unternehmsstandort (oder den einer Briefkastenfirma) um möglichst wenig Gewerbesteuer zu bezahlen. Bzw. wie hoch ist das Einsparpotential.
    In einer Gründungsberatung kann der Consultant damit genau diese Fragestellung analysieren.

    Fail fast – fail often

    Letztendlich hat dieses MVP klar gezeigt wo die Grenzen sind. Kann Unternehmer und Steuerrecht für Deutschland noch implementiert werden wird es allein schon mit Österreich oder der EU schwierig. Weltweise Konstrukte und Steueroasen abzudecken geht definitiv zu weit. Hier lohnt es sich eher auf einen kundigen Spezialisten zu setzen.
    Auch in der Visualisierung wurde klar: Hier müssten völlig neue Konzepte gefunden werden. Über Layer oder Views wurde bereits nachgedacht.
    Ja man könnte das alles machen und ja es wäre mega cool. Doch gibt es tatsächlich die Nische für das Produkt? Die erste Beta Version habe ich released und in einigen Foren beworben. Die Grundsätliche Fragestellung klingt für viele interessant. Das Szenario aber eigenständig zu modellieren geht dann für den Gründer doch zu weit.
    Für die Zielgruppe Gründungsberater / Steuerbeater geht das Tool aber wieder nicht tief genug.

    Fazit

    Ein spannendes Projekt. Es zeigte wieder einmal wie genial es ist nur einen Prototypen zu bauen diesen auf den Markt zu werden und aus der Reaktion zu lernen. Ich konnte meine Webentwicklungs Skills etwas auffrischen mich mit aktuellen Frameworks und Technologien beschäftigen und werde auch zukünftig simple Webseiten als Marketing MVP nutzen. Es war spannend tiefer ins Unternehmens und Steuerrecht einzusteigen wenn gleich das auch ein harter Brocken zu schlucken ist.
    Eventuell erfährt das ein oder andere Feature ja in Zukunft nochmal ein Revival und wird tatsächlich released.

    Rollen im ProjektEntwicklungsmethodikStandards / TechnologieTools
    Product Owner
    Entwickler
    Agile, KanbanLaravel, PHP, Javascript,
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